Themen: - Konzertfotografie, - Die Lochkamera ("Camera obscura"), - Fotografieren bei Regenwetter - Gelbgrün- und Rotfilter

 

Konzertfotografie

Selbst gestandene Profis sind schon an dieser fotografischen "Meister-Leistung" verzweifelt.

Brauchbare Ergebnisse sind von enorm vielen Faktoren abhängig. Da sind die meist schlechten Lichtverhältnisse, eine Luft zum Schneiden - teilweise Temperaturen, die einer Sauna gleichkommen - Kabel, die ein Meer an Stolperfallen bereithalten, keinen ausreichenden Platz, um Filmmaterial, Objektiv etc. zu wechseln, keine Blitzerlaubnis (finde ich jedoch nicht unbedingt tragisch - mehr dazu s.u.), eine Lautstärke (und sei es auch die Lieblingsband), die einem fast das Trommelfell platzen läßt - wenn einem nur der sichere Standpunkt an den Boxen bleibt - kreischende und schupsende Fans, eine Security, die nur darauf wartet, einem den Job zu vermasseln und so weiter und so fort ...

Selbst bei Open-Air-Veranstaltungen treffen viele der vorgenannten Faktoren zu, auch wenn die Lichtverhältnisse wesentlich besser sind. Im Sommer hat man allenfalls - je nach dem - mit den Schweißperlen auf der Stirn zu kämpfen. Bei einer der Open-Air-Veranstaltung bin ich z.B. zwei Tage lang jeweils über 10 Stunden bei ca. 35°C auf dem Platz, mit der kompl. Fotosausrüstung um den Hals hängend, herumgelaufen bzw. habe an der Bühne gestanden. Trotz der enormen Anstrengung hat es sehr, sehr viel Spaß gemacht und das ist mit das Wichtigste.

Dann kommen wir zu den Musikern selbst: entweder schätzen sie die Arbeit eines Fotografen, wie die eigene oder sie sind über alles erhaben und betrachten sie nur als notwendiges Nebenher. Man hat entweder nach einer bestimmten Vorgabe der Musiker etc. das entsprechende Bildmaterial abzuliefern oder aber, sie lassen einem freie Hand. Entweder zählen die Fotografen nur zu den Störenfrieden oder aber: sind sie nicht zur Stelle, hält man sie für unentbehrlich. Und zum guten Schluß folgt dann noch die Diskussion über die (Vervielfältigungs-)Rechte am Bild ...., sofern diese nicht vorher abgeklärt wurden. Das Letztere ist nicht der Fall, wenn man aus eigenem Ermessen fotografiert und nicht von den Musikern beauftragt wurde, sondern lediglich die Genehmigung hat, das Konzert mit der Kamera zu begleiten. Geht es jedoch darum, Fotos für ein CD-Cover o.ä. abzuliefern, muß man sich mit dem Thema "Urheberrecht" schon ernsthaft auseinandersetzen. Sollte etwa die Band eines der Fotos für so unschlagbar gut befinden, daß es tausendfach als CD-Cover verwendet wird, muß man schon sehr genau aufpassen, daß man als Fotograf nicht leer ausgeht und das Recht auf Namensnennung gewahrt bleibt. Insbesondere den Amateurfotografen wird "gutes Material" schnell aus der Hand genommen und hinterher bleibt nur noch Enttäuschung derselben, wenn diese plötzlich im CD-Shop von den eigenen Fotos ihrer Lieblingsband angelächelt werden - dies nur als Beispiel. Hier spricht die Tatsache für sich, daß "gutes Material" wohl sonst kaum an dieser Stelle anzutreffen gewesen wäre.

Ebenso unterschätzen leider immer noch eine Menge Musiker, die Nacharbeit des Fotografen. Die Rennerei zum Labor, das oft stundenlange Vorsortieren, anschließende Treffen und Bilddiskussionen mit den Musikern, die Auswahl bestimmter Bilder, weitere Vervielfältigungen, Vergrößerungen, Fahrtkosten und ... und .... und - um hier nur einige Beispiele zu nennen.

Grundsätzlich darf bei einem Live-Konzert an Filmmaterial keineswegs gespart werden, bei aller Technik und allem Können gehört hier ebenso eine gute Portion Glück dazu, die Musiker im richtigen Augenblick unter den vorgenannten Bedingungen mit der Kamera "einzufangen".

Alles in allem ist der Bereich Konzertfotografie trotzdem eine besondere Herausforderung. Ich versuche von vornherein, dieses musikalische Erlebnis mit der Spannung des Fotografierens zu verbinden. Wie schwierig das ist, dürfte inzwischen klar sein. Daher steht für mich der Musiker als Mensch im Vordergrund, der in der Lage ist, eigene (oder auch nicht ;-) Klangwelten zu präsentieren. Dazu ist es meist erforderlich, diese(n) bereits vor dem Konzert kennenzulernen und sich mit ihm gemeinsam über die Fotografie auseinanderzusetzen. Das gelingt natürlich nicht immer, denn es ist bekannter Weise sehr schwierig, hier einen Zeh zwischen verschlossene Türen zu setzen. Mit viel Geschick und Einfühlungsvermögen muß den Musikern oder den Verantwortlichen klar gemacht werden, daß es nicht in erster Linie um die Herstellung eines Massenproduktes geht, sondern um die Dokumentation kleiner und großer, mitunter einmaliger, Erlebnisse. Wenn dann von vornherein Sympathien zwischen Musiker und Fotograf entstehen, ist das die wichtigste Basis für gute Ergebnisse. Denn man geht dann, trotz der harten Bedingungen vor Ort, ganz anders an diese fotografische Aufgabe heran. Und der Fotograf wird nicht als "notwendiges Übel", sondern als Teil des Ganzen betrachtet.

Von der Ausrüstung her, sollte man "sparsam" an die Sache herangehen: zwei Kameras umhängen, um sich den Objektivwechsel unter den vorherrschenden Bedingungen möglichst zu ersparen und ggfs. eine Fotoweste, um das (reichliche) Filmmaterial in unmittelbar greifbarer Nähe zu haben. Es sollten möglichst lichtstarke Objektive verwendet werden. Das 50 mm ist eine gute Alternative zum Weitwinkel, um die kompl. Bühne aufnehmen zu können oder auch nur einzelne Ausschnitte, wenn man nahe genung an das Geschehen herankommt. Ebenso ein Zoom-Objektiv mit entsprechend längerer Brennweite, wenn einem der Platz auf oder unmittelbar an der Bühne verwehrt bleibt und, um die Musiker auf dem hinteren Teil der Bühne fotografieren zu können. In der "Available Light Photographie" ist die Wahl des richtigen Filmmaterials ein wichtiger Faktor. Ich verwende hauptsächlich Material mit Iso 400/27° und ggfs. entsprechend auf Iso 1000/31° belichtet und entsprechend gepusht werden kann. Da ich vorzugsweise viel im s/w-Bereich fotografiere, habe ich auch sehr gute Ergebnisse mit Iso 3200/36° erzielt, wenn man die grobe Körnung geschickt einsetzt. Speziell diese Aufnahmen stießen auch auf Gegenliebe bei den Musikern. Entscheidend ist dabei natürlich auch, daß ich bei Live-Konzerten sehr gerne experimentell fotografiere. Bewegungsunschärfen sind zu dem ein interessantes Stilmittel und man sollte sie daher nicht scheuen, sondern ruhig in Kauf nehmen. Auf den Einsatz eines Blitzgerätes sollte möglichst verzichtet werden. Es stört meist nicht nur die Musiker, sondern auch die Konzertbesucher. Zudem machen gerade die schwierigen Lichtverhältnisse den Reiz an der Konzert- und Bühnenfotografie aus und die Stimmung läßt sich intensiver "einfangen". Inzwischen hat die digitale Fotografie natürlich in vielerlei Hinsicht der analogen Fotografie den Rang streitig gemacht. Doch auch hier gilt: eine ruhige Hand, ein gutes Auge und das schnelle Erfassen der Bühnensituation sind die Basis für gute Konzertfotos.

Interessant und ein wichtiger Punkt ist zudem auch der gewählte Ausschnitt. Nicht immer müssen es die Musiker selbst sein, die den bildwichtigsten Teil darstellen. Die Hände des Gitarristen, das Gesicht eines Jazz-Musikers in seiner absolut vertieften Mimik, die fliegenden Sticks des Drummers oder nur der Teil eines Instrumentes ... können faszinieren und erweitern die Bildvielfalt der Konzertfotografie erheblich.

Alles in allem gibt es kein Patentrezept in Sachen Konzertfotografie. Lediglich die Erfahrung und der Mut zum Ausprobieren führen einen Schritt für Schritt an diese Aufgaben heran. Das hier Geschriebene beruht lediglich auf meinen eigenen Erfahrungen und diese zu erweitern, ist für mich immer wieder eine Herausforderung.

>> Hier kann man sich einige Beispiele zum Thema "Konzertfotografie" anschauen! (c) by alex we hillgemann

(Unter www.jam-productions.de kann man zustätzlich noch ein wenig über mein Schaffen erfahren ... ;-)

 

Die Lochkamera

Die Lochkamera, auch "Camera Obscura" genannt (lat. für: dunkler Raum) stellt die Urform unserer heutigen Fotokamera dar. Die "Camera Obsucura" bestand aus einem vollkommen abgedunkeltem Raum. Durch diesen Raum dringt durch eine kleine Öffnung (= "Blende") Licht. Somit erscheint im Innern der "Lochkamera" ein seitenverkehrtes, auf dem kopfstehendes Abbild der Außenwelt.

Aus der Geschichte überliefert, erwähnte erstmals Aristoteles im 4. Jahrhundert das Prinzip der "Camera Obscura" - er nutzte die Eigenschaft, um eine Sonnenfinsternis zu beobachten. Später wurde die "Camera Obscura" auch von arabischen Gelehrten im 11. Jahrhundert zur Sonnenbeobachtung eingesetzt. Ebenso verwendete Leonardo da Vinci im 15. Jahrhundert eine selbst konstruierte "Camera Obscura" zum Beweis seiner optischen Theorien. So enthielten Leonardo da Vincis Worte, in Anbetracht der später entwickelten Photographie, viel Wahrheit: "Ein so kleiner Raum vermag die Bilder des ganzen Weltalls zu fassen ...".

Später, im 16. Jahrhundert, verwendeten Maler die "Camera Obsura" als technisches Hilfmittel.

Die modernen Kameras besitzen anstelle des Lochs ein Objektiv mit optischen Linsen. Dort, wo das Objektiv das äußere Bild hineinprojeziert, befindet sich der Lichtempfindliche Film, der das Bild auf Dauer speichert.

Das Fotografieren mit der "Lochkamera" ist ein sehr eigenwilliges Unterfangen, denn sie unterzieht sich nur sehr begrenzt dem Willen des Fotografen. Somit ergeben sich überraschende und interessante Ergebnisse.

Für verwacklungsfreie, relativ scharfe Bildergebnisse, muß die "Lochkamera" auf einen festen Untergrund platziert werden. Am besten funktioniert sie bei viel (Sonnen-)Licht mit einer Verschlußzeit von 2 - 60 sec. Um's Ausbrobieren kommt man hier nicht drumherum!

Heute beschäftigen sich hauptsächlich nur noch "Tüftler" und "Künstler" mit der "Lochkamera". Aber alleine schon, sich solch ein kleines "(uraltes) technisches Wunder" einmal selbst zu bauen und dann damit in die Welt loszuziehen, in Konfrontation mit der heutigen Technik, machen den besonderen Reiz an der Sache aus.

 

Fotografieren bei Regenwetter

Auch wenn es im ersten Moment eher abschreckend klingt, doch gerade bei Regen können interessante Motive und Situationen mit der Kamera eingefangen werden.

Die Kamera muß natürlich vor Regen geschützt werden, doch das kann ohne all' zu großen Aufwand geschehen: etwa unter einem Regenschirm (hier bietet sich die Hilfe eines Freundes an ;-) unter einem Dach geschützt oder aus dem parkenden Auto heraus. Das Objektiv kann zusätzlich mit einer Sonnenblende vor Regentropfen geschützt werden.

Die regennasse Straßen und Wege, Pfützen, Tropfen an Planzen sind beispielsweise interessante Regenwetter-Motive. Besonders bei Nacht bieten die Spiegelungen außergewöhnliche Motive - ob in Farbe oder s/w. Selbst eine Landschaft kann im strömenden Regen außergewöhnlich schön aussehen.

Ein lichtempfindlicher Film mit Iso 400 sollte Voraussetzung sein. Diese Filme bieten mittlerweile genügend Schärfe bzw. geringe Körnung bei Vergrößerungen. Wobei hier die etwas gröbere Körnung auch wiederum als Stilmittel eingesetzt werden kann. Sollte das Hauptmotiv eher dunkel sein und vor einem hellen Hintergrund liegen, empfiehlt es sich etwas reichlicher zu belichten (etwa zusätzlich ½ bis 1 Blende). Die Spotmessung bietet hier ebenfalls Abhilfe, indem man diese auf den bildwichtigsten dunklen Teil des Motivs ausrichtet. Solle nach dem Regen die Sonne wieder aufgehen oder gar ein Regenbogen erscheinen, muß entsprechend knapper belichtet werden. Wenn möglich, kann hier auch wieder ein weniger lichtempfindlicher Film eingesetzt werden.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Gelbgrün- und Rot-Filter in der s/w-Fotografie

Gelbgrün-Filter:

Bei s/w-Filmen verbessert bzw. differenziert er, insbesondere in der Landschaftsfotografie, die Grünwiedergabe. Ebenso wirken Wolken am Himmel plastischer. Die Bilder wirken insgesamt kontrastreicher. Bei Portraitsaufnahmen im Freien erscheint die abbgebildete Person "leicht sonnengebräunt".

Rotfilter:

Im s/w-Bereich kräftigt er die Fernwirkung und erzielt einen sogenannten "Mondschein-Effekt" bzw. eine "Gewitter-Stimmung". Ebenso verfügt er über ein leichte Infrarot-Wirkung. Der Rotfilter steigert insgesamt den Kontrast, da Blau und Grün fast vollkommen gesperrt werden. Die Wirkung des Rotfilters wird bei leichter Unterbelichtung gesteigert. Bei stärkerer Unterbelichtung (Sonne im Rücken) erzielt man einen "Nachteffekt". Um scharfe Bildergebnisse zu erzielen, sollte hier manuell focussiert werden.

Ebenso können diese Filter auch im "Color-Bereich" eingesetzt werden, um bestimmte Farbeffekte zu erzielen. Beispielsweise mit dem Gelbgrün-Filter ergeben sich bei kontrastreichen Motiven mit seitlichem Lichteinfall sehr interessante Bilder, die mitunter "gespenstig" ;-) wirken können (Bildbeispiel = Klick!) und somit einen völlig anderen Gesamteindruck vermitteln.

Wer noch keine Erfahrungen mit den o.g. Filtern hat, sollte einfach einige Bildreihen mit- und ohne Filter machen. Die unterschiedlichen Ergebnisse lassen sich leicht erkennen.

(c) alex we hillgemann 2000 - 2003